Sie ist im Grunde eine Mischung aus Doris Day und Angela Merkel. Erstere wäre zweifellos neidisch auf Luises Kleid mit dem raffinierten Pünktchenmuster sowie die akkurate Außenwelle, die die berühmte Schauspielerin trotz zahlloser Set-Friseure niemals in dieser Perfektion erreichte.
Auch die, zumindest bei Luise nicht ganz freiwillige, Jungfräulichkeit verbindet die beiden: Was Doris in der Vergangenheit überzeugend auf der Leinwand verkörperte, hat Luise erfolgreich in die Gegenwart gerettet.
Und gehemmt wie das Mauerblümchen unter den „Ützchen und Knützchen“ ist, wird ihr gewisses Etwas wohl auch in Zukunft konserviert bleiben. Mit der Kanzlerin eint Luise ihre Neigung zur begrenzten Bewegung, die – auch bei maximaler Begeisterung - nie über die eigenen Körpergrenzen hinausreicht.
Manchmal jedoch steht der Vulkan, der in Luises Innerem heimlich brodelt, kurz vor dem Ausbruch. Da ein solcher die Sitzung sprengen würde, wissen die „Ützchen und Knützchen“ Luises unmittelbar bevorstehende Entgleisung in die Ekstase gerade noch rechtzeitig wieder in sichere Bahnen zu lenken.
Zurück zur Kanzlerin: Natürlich gibt es auch bedeutende Unterschiede zwischen Angela und Luise: 1. Statt Schwarz-Rot bevorzugt Luise selbstredend Rot-Weiß. 2. Die Kanzlerin spielt erst in der dritten Session, Luise ist bereits in der achten dabei. 3. Im Gegensatz zu den Mundwinkeln der Regierungschefin weisen die der dauerstrahlenden Luise während der gesamten Session kontinuierlich nach oben.
(Text: Chantal Louis)